OPERN-SHOTS

Vier Kneipenopern von Oliver Riedmüller, Alexander Schweiß und Maren Schäfer

Nationaltheater Mannheim

KOMPOSITION: Alexander R. Schweiß
LIBRETTO/KONZEPT: Oliver Riedmüller
REGIE: Maren Schäfer
AUSTATTUNG: Davide Raiola
DRAMATURGIE: Daniel Joshua Busche
GESANG: Katharina Hermanns

Das Nationaltheater Mannheim zieht mit den »Opern-Shots« um die Häuser und besucht Bars und Kneipen in Mannheim. Dazu haben junge Künstler*innen szenische Songs entwickelt, die genau das zeigen sollen, was Oper am besten kann: Mehr Drama, mehr Liebe, mehr Musik!
Raus aus dem Opernhaus, rein ins Nachtleben!

Regelmäßige Überraschungsvorstellungen in Mannheimer Bars und Kneipen.

 

»Opern-Shots«: Gefördert durch die Karin und Carl-Heinrich Esser Stiftung. Mit freundlicher Unterstützung der GBG Unternehmensgruppe GmbH.
 

Das Konzept der „Opern Shots“ verlagert die Welt der Oper aus den traditionellen Theaterhäusern heraus in die pulsierende Atmosphäre von Kneipen und Bars. Hierbei verschmelzen musikalische Exzellenz, künstlerische Innovation und gesellige Zusammenkünfte zu einer einzigartigen Erfahrung. Inszeniert werden dabei unter 5-minütige, unterhaltsame Opernszenen/Gesangsmonologen, die als musiktheatertrale Interventionen Barbesucher*innen zu Opernbesucher*innen werden lassen. Dabei werden bewusst Orte ausgewählt, die nicht nur eine einladende Atmosphäre bieten, sondern auch Menschen erreichen, die bis dahin möglicherweise wenig Berührungspunkte mit klassischer Musik und Oper hatten und so schaffen die Opern Shots auch Zugänglichkeit für ein theaterfernes (Nicht-)Publikum. Die Opern Shots sind ein „Freigetränk“, welches zu den Menschen kommt. Wichtig war bei der Konzeption zudem, dass die Miniatur-Szenen den Alltag und Rahmen der Kneipen widerspiegeln – bewusst sollten keine klassischen Opernszenen als Fremdkörper in die Kneipenwelt hineingetragen werden, sondern die Atmosphäre der Aufführungsorte immanent auf Inhalt und die Anlage der Szenen einwirken. Vor-Ort-Recherchen und Beobachtungen des Mannheimer Kneipenlebens sind daher direkt in die Gestaltung eingeflossen. Alltägliche Situationen werden überhöht, Sprechen wird singen, das Sein zur Perfomance

Vielfach sind aus den Überraschungsmomenten der ersten Shot-Serie im Juni und Juli 2024 kurze Gespräche mit den zufälligen Zuschauer*innen entstanden, in welchen ein großes Interesse und eine allgemeine Faszination und Begeisterung vorherrschend war. Die Opernstimme so nah und direkt zu erleben war dabei ein besonderes und wertgeschätztes Erlebnis. Schwellen zur sogenannten Hochkultur konnten auf diese Art und Weise bewusst unterwandert bzw. geebnet werden.

Spielorte Juni/Juli 2024: Odeon-Bar, Riz Cafe & Bar, Hagestolz Bar, Cafe Klatsch, Cafe Lido, Weinbar Friedrichs, Cafe Flo, Kombüse Mannheim, Fizzy Mannheim, Casino Theaterbar u.a.

„Eine Oper auf dem Bürgersteig? Zwei, drei Minuten eine flatternde Melodie zwischen Musical und neuer Klassik. Plötzlich Stille, die Besucher der Bar schauen sich an, einer hat von der unverhofften Szene geistesgegenwärtig mit dem Telefon ein Video gedreht, zeigt es seinem Nebensitzer. Erst applaudieren einige noch schüchtern, dann brandet Beifall auf. Die Sängerin verbeugt sich kurz und setzt sich zu ihrer Vierergruppe, die ihr bewundernd zunickt.“ (Mannheimer Morgen, Juni 2024)

„Der Wirt des „Odeon-Clubs“ stellt jetzt gegen 23 Uhr seine Lounge-Playlist einfach mal ab und lässt Frank Sinatras schwüles „Strangers in the Night“ laufen. An den Tischen sitzen Frauen-, Männer- und gemischte Gruppen, die meisten in Gespräche vertieft sind, andere nippen an ihrem Martini oder Aperol Spritz. Ideale Vorbedingungen für einen Opern-Shot. Katharina Hermanns hat ihre rote Schleife etwas fester gebunden und den Lippenstift nachgezogen, lümmelt – die Stirn in engen Falten – im Raum herum, wieder mit ihrem Smartphone in engem Tête-àtête, fängt an zu singen. Die Melodie diesmal etwas tiefgründiger und runder als bei der ersten Szene gegenüber. „Ich steh hier, und schreib dir, du antwortest nicht, und ruf dich an, ich steh hier“. Zornig stapft sie auf und ab, während Frank Sinatra ungerührt von der „love forever“ schwärmt. Die Frauen vom Tisch an der Bar haben längst aufgemerkt, hören staunend zu. Begreifen, dass sie was Besonderes geboten bekommen. Die Sopranistin legt Volumen nach, immer klangvoll und intonationssicher, artikuliert konzentriert und deutlich. Faucht ihren imaginären Telefonpartner an. „Zu anstrengend für dich? Weißt du was? Fuck you…“. Der Shot ist vorbei, der Beifall herzlich. Schäfer und Riedmüller verteilen Postkarten, auf denen das Projekt erklärt wird, beantworten Fragen. Katharina Hermanns atmet durch, der erste Abend ist gut gelaufen. […] Ob das Publikum wiederkommt, gar in eine Spielstätte des Nationaltheaters? „Unser Ziel ist es, das Musiktheater nach draußen in die Bars und Kneipen Mannheims zu bringen. Ein paar bleiben bestimmt hängen“, ist sich das Team sicher.“ (MM, Juni 2024)

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© Christian Kleiner